22.02.1999
NORDRHEIN-WESTFALEN
Knallharter Neuling
Ein Tausendsassa ist der Mann. Als Anwalt vertrat er Dopingverdächtige wie Katrin Krabbe, Politiker und Fußballvereine, als Autor befaßte er sich mit der Baader-Meinhof-Gruppe, dem Bundesliga-Skandal von 1971 und dem Grundgesetz.
Reinhard Rauball, 52, promovierter Jurist aus Dortmund, war zweimal Präsident beim Fußballclub Borussia. Jetzt hat er einen neuen Job - als politischer Quereinsteiger soll er zum nächsten Ersten das Amt des nordrhein-westfälischen Justizministers übernehmen. Der Posten muß besetzt werden, weil der NRW-Verfassungsgerichtshof Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) dazu verurteilt hat, die Zusammenlegung von Innen- und Justizministerium rückgängig zu machen. Niemand könne gegen Rauball "etwas einwenden", befand sogar die linke Berliner "Tageszeitung".
Vielleicht doch. Denn der "kleine Doktor" (1,66 Meter) ist nicht nur in Leibesübungen und Rechtswissenschaften ganz groß. Er gilt auch, seit zwei Jahrzehnten, als knallharter Millionenmacher in hochspekulativen Aktiengeschäften. Ein Experte der Branche, der Anlegerschützer Heinz Gerlach, titulierte ihn und seinen Bruder Wolfgang unhöflich als "Vermögensvernichter".
Mit Ölschiefer-Deals machte Rauball seine ersten Millionen, meist gemeinsam mit seinem Bruder. Schon bald warnten Börsen-Informationsblätter vor den Ruhrpott-Gebrüdern. "Wir kennen keinen Anleger, der bei Rauball-Kapitalanlagen jemals Geld verdient hat", schrieb 1985 "Kapital-Markt Intern". Die Zahl "der Rauball-Opfer" sei immer größer geworden.
Am grauen Kapitalmarkt, wo angebliche Rohstoffvorkommen oft Aktienpreise in die Höhe treiben, gelten die Rauballs als gewiefte Zocker. Ihr jüngstes und spektakulärstes Engagement konzentriert sich auf die Firma Eurogas mit Sitz in den USA. Das Unternehmen, in dem seit 1994 Reinhard Rauball als Direktor figuriert, bemüht sich um die Erschließung von Öl- und Gasvorkommen unter anderem in Rußland, Polen und der Slowakei - mit wechselndem Erfolg. Zum 30. September 1998 meldete Eurogas ein Defizit von 38,5 Millionen Dollar, in das auch Erschließungskosten eingerechnet sein sollen.
Im August 1995 interessierte sich die amerikanische Börsenaufsicht SEC für die Firma und leitete Untersuchungen ein. Nach dem vorgelegten Ergebnis hatte ein Vorläufer-Unternehmen, als es in Eurogas aufging, den Wert seiner eingebrachten Konzessionen mit zehn Millionen Dollar viel zu hoch angegeben. Auf Druck der Börsenwächter mußten die Konzessionen neu bewertet werden.
Eurogas setzt bei den Buddel-Versuchen gern auf Regionen, aus denen sich andere wie das österreichische Unternehmen ÖMV mangels wirtschaftlicher Erfolge schon zurückgezogen haben. Die würden darüber noch "in Tränen ausbrechen", kommentierte ein Eurogas-Manager den Abzug der Österreicher aus dem sibirischen Jakutien.
Ob die Eurogas-Anleger künftig mehr zu lachen haben, erscheint Experten zweifelhaft. "Eurogas", meldete "Börse Online" schon vor einem Jahr im Reuters Business Briefing, "ist und bleibt ein Wert für den Aktionär, der schon alles hat, vor allem genügend Geld, um etwaige Verluste verkraften zu können".
Reinhard Rauball, 52, promovierter Jurist aus Dortmund, war zweimal Präsident beim Fußballclub Borussia. Jetzt hat er einen neuen Job - als politischer Quereinsteiger soll er zum nächsten Ersten das Amt des nordrhein-westfälischen Justizministers übernehmen. Der Posten muß besetzt werden, weil der NRW-Verfassungsgerichtshof Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) dazu verurteilt hat, die Zusammenlegung von Innen- und Justizministerium rückgängig zu machen. Niemand könne gegen Rauball "etwas einwenden", befand sogar die linke Berliner "Tageszeitung".
Vielleicht doch. Denn der "kleine Doktor" (1,66 Meter) ist nicht nur in Leibesübungen und Rechtswissenschaften ganz groß. Er gilt auch, seit zwei Jahrzehnten, als knallharter Millionenmacher in hochspekulativen Aktiengeschäften. Ein Experte der Branche, der Anlegerschützer Heinz Gerlach, titulierte ihn und seinen Bruder Wolfgang unhöflich als "Vermögensvernichter".
Mit Ölschiefer-Deals machte Rauball seine ersten Millionen, meist gemeinsam mit seinem Bruder. Schon bald warnten Börsen-Informationsblätter vor den Ruhrpott-Gebrüdern. "Wir kennen keinen Anleger, der bei Rauball-Kapitalanlagen jemals Geld verdient hat", schrieb 1985 "Kapital-Markt Intern". Die Zahl "der Rauball-Opfer" sei immer größer geworden.
Am grauen Kapitalmarkt, wo angebliche Rohstoffvorkommen oft Aktienpreise in die Höhe treiben, gelten die Rauballs als gewiefte Zocker. Ihr jüngstes und spektakulärstes Engagement konzentriert sich auf die Firma Eurogas mit Sitz in den USA. Das Unternehmen, in dem seit 1994 Reinhard Rauball als Direktor figuriert, bemüht sich um die Erschließung von Öl- und Gasvorkommen unter anderem in Rußland, Polen und der Slowakei - mit wechselndem Erfolg. Zum 30. September 1998 meldete Eurogas ein Defizit von 38,5 Millionen Dollar, in das auch Erschließungskosten eingerechnet sein sollen.
Im August 1995 interessierte sich die amerikanische Börsenaufsicht SEC für die Firma und leitete Untersuchungen ein. Nach dem vorgelegten Ergebnis hatte ein Vorläufer-Unternehmen, als es in Eurogas aufging, den Wert seiner eingebrachten Konzessionen mit zehn Millionen Dollar viel zu hoch angegeben. Auf Druck der Börsenwächter mußten die Konzessionen neu bewertet werden.
Eurogas setzt bei den Buddel-Versuchen gern auf Regionen, aus denen sich andere wie das österreichische Unternehmen ÖMV mangels wirtschaftlicher Erfolge schon zurückgezogen haben. Die würden darüber noch "in Tränen ausbrechen", kommentierte ein Eurogas-Manager den Abzug der Österreicher aus dem sibirischen Jakutien.
Ob die Eurogas-Anleger künftig mehr zu lachen haben, erscheint Experten zweifelhaft. "Eurogas", meldete "Börse Online" schon vor einem Jahr im Reuters Business Briefing, "ist und bleibt ein Wert für den Aktionär, der schon alles hat, vor allem genügend Geld, um etwaige Verluste verkraften zu können".
DER SPIEGEL 8/1999
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